Heute frühstücken wir das letzte Mal auf unserer Panoramaterrasse. Kaum steht das Essen auf dem Tisch, sitzt auch schon ein kleiner Affe auf der Terrassenbrüstung, beobachtet uns und schielt zum Tisch. Wir sind von gestern vorgewarnt und lassen den Affen nicht aus dem Blick. Der versucht inzwischen, an unser Essen zu kommen. Ich drohe ihm mit erhobenem Frühstücksmesser.
Und er droht mir, indem er die Zähne zeigt. Aber er weicht zurück. Das Ganze wiederholt sich einige Male. Schließlich werfen wir eine Papayaschale nach unten. Der Affe springt hinterher. Für eine Weile sind wir ihn erst mal los. Als er zurück kommt, stellen wir ihm noch mehr Obstschalen auf den Boden, damit wir in Ruhe frühstücken können.
Mit dem Tuk-Tuk geht es runter zum Bahnhof und wir steigen in unseren Zug.
Der Zug ist wieder vollgestopft mit Menschen. Nicht aber unser Waggon. In diesen Waggon darf man nur mit einer Platzkarte einsteigen. Stehplätze gibt es hier nicht. Wir fahren 3. Klasse. Die Sitze sind bequem, die Fenster sind offen und die warme Luft weht ins Abteil. Eine Patzreservierung in der 3. Klasse hat uns 400 Lkr je Person gekostet.
Der Zug zuckelt sehr gemütlich durch die Landschaft. Schneller als 25 km/h fährt er selten. Die Strecke geht oben an den Berghängen entlang. Man blickt weit in die grünen Täler. Immer wieder säumen Teeplantagen den Weg.
Auf der freien Strecke gibt es lebende Signale. Hier stehen Eisenbahner mit einer roten und einer grünen Flagge an der Strecke. Sie geben dem Zug damit das Haltesignal bzw. den Fahrtauftrag.
An den Bahnhöfen gibt es auch echte Signaltechnik.
Bei einem Unterwegshalt ist immer viel Leben auf den Bahnsteigen.
Die Landschaften ziehen in sanftem Tempo und im satten Grün an uns vorbei.
Unser Zug klettert immer weiter die Berge hinauf. Allmählich wird es kälter und wir nähern uns der Wolkengrenze.
Nuwara Eliya liegt ungefähr auf der Hälfte unserer Strecke. Die Bahnlinie erreicht hier bei einer Höhe von über 1600 Metern ihren höchsten Punkt. Draußen ist es inzwischen richtig kalt und es regnet. Das Fenster machen wir besser zu. Mit dem Wetter da draußen wollen wir nichts zu tun haben.
Unser Ziel ist Kandy. Das liegt viel tiefer und wenn wir erstmal aus den Bergen raus sind, wird der Regen schon aufhören, glaube ich. Diese Hoffnung wird sich leider als falsch erweisen.
Auf der weiteren Strecke begleiten uns immer wieder Teeplantagen, jetzt aber mit Nebelschleiern geschmückt.
Nach 7 Stunden Bahnfahrt erreichen wir relativ pünktlich Kandy. Mit einem Tuk-Tuk fahren wir zu unserer Unterkunft. Wir haben "The Lake Room" über Airbnb gebucht. Der Verkehr in Kandy ist das reinste Chaos. Jeder fährt wie und wo er will. Falls Fahren überhaupt geht. Die Straßen sind total verstopft und es geht kaum vorwärts. Die Luft ist gesättigt von Abgasen.
Unsere Unterkunft war billig und so ist sie auch. Wir haben ein einfaches Zimmer mit einem Bett, die Nachttischlampe hat einen Wackler, von den Veranda-Stühlen ist nur einer nutzbar und das WiFi geht nicht. Dafür ist aber der Besitzer sehr im unser Wohlergehen besorgt. Nachdem wir ausgepackt haben, fährt er uns in seinem VW-Käfer auch gleich noch einmal durch die Stadt, zeigt uns die wichtigsten Punkte und setzt uns schließlich beim Zahntempel ab.
Wer zu Buddha will, muss schon ordentlich löhnen. Zumindest als Ausländer. Wir berappen also für uns beide 3000 Lkr Eintritt und dann noch einmal 1000 Lkr für einen deutschsprachigen Führer.
Dreimal am Tag findet im Zahntempel eine Zeremonie statt, zu der die Schatulle gezeigt wird, in der Buddhas Eckzahn verwahrt wird. Als wir im Tempel sind, beginnt gerade die Abendzeremonie. Schon 15 Minuten bevor die Tür zum heiligen Zimmer geöffnet wird, spielt ein Bläser auf einerTröte auf. Begleitet wird er von zwei Trommlern. Für den Moment ist das ja ganz nett. Aber diese Musik geht uns ziemlich schnell auf den Nerv.
Endlich ist es soweit. Die Tür zum heiligen Zimmer wird geöffnet, alle Gläubigen und auch die Touristen gehen in einer langen Schlange an diesem Zimmer vorüber und jeder darf einen kurzen Blick auf die Zahnschatulle werfen. Den Zahm sieht man nicht.
Nachdem wir vorbei sind an der Schatulle, haben wir den Zahntempel zügig verlassen. Haben uns beim anschließenden Abendessen wieder etwas entspannen können.